Interview über die Freude und das Glücklich Sein
Fragesteller: Was ist für Dich das Wichtigste?
Jürgen R.: Für mich ist das wichtigste Freude zu empfinden.
Fragesteller: Ist nicht das wichtigste Glücklich zu sein?
Jürgen R.: Glücklich Sein ist ein Zustand, ein Zustand ist immer etwas Feststehendes. Freude ist eine Empfindung. Eine Empfindung hat Anfang und Ende, eine Empfindung lässt zu und lässt los.
Fragesteller: Was ist mit der Liebe? Ist nicht Liebe als Empfindung höher zu Werten als Freude?
Jürgen R.: Ich Werte keine Empfindungen da jede Empfindung, jedes Gefühl uns gleich viel zeigen. Ohne Nacht kenne ich den Tag nicht, ohne Schmerz nicht die Liebe. Habe ich Freude an dem was ich tue, Freude am Augenblick, Freude am Leben, schließe ich die Liebe mit ein. Freude ist Liebe. Denk doch einmal an Dich selbst, wenn Du Dich fragst was Dich Glücklich macht, was kommt Dir da in den Sinn?
Fragesteller: Ein Haus, Familie, Auto und eine Arbeit die mich finanziell Absichert.
Jürgen R.: und… hast Du das alles oder fehlt Dir da noch etwas?
Fragesteller: Wenn ich es so betrachte, habe ich alles. Ich habe eine Wohnung, eine Frau die mich liebt, eine Tochter und einen Sohn. Eine Familienkutsche und ja… eine sichere Festanstellung habe ich auch.
Jürgen R.: Bist Du Glücklich?
Fragesteller: hm, naja da sind noch ein paar Dinge die ich gerne hätte…
Jürgen R.: Genau das ist das Problem mit dem Glücklich Sein. Man arbeitet auf diesen Zustand hin und wenn man ihn eigentlich erreicht hat, so findet man immer mehr, will etwas Besseres als man bereits hat. Warum ist das wohl so? Weil – und das ist bitte meine eigene Überzeugung – auf einen Zustand hingearbeitet wird der nichts mit dem Wesen der Natur zu tun hat. Natur ist Lebendig. Sie verändert sich. Sie ist kein feststehender Zustand. Sie blüht und verblüht. Sie macht sich keine Gedanken darüber an einem besseren Ort zu wachsen, mehr Wasser, mehr Sonne, mehr von diesem und jenem zu bekommen. Die Natur genügt sich mit dem was sie gerade hat und macht das Beste daraus. So ist für mich die Freude das Beste am Leben. Lasse ich mich von Freude durchdringen denke ich nicht an gestern oder morgen. Dann bin ich im Augenblick. Ich mache mir dann auch keine Gedanken darüber wie lange diese Freude wohl anhalten mag. Das zerstört die Freude sofort denn man bringt wieder das später mit hinein. Eine Empfindung kommt und geht. Man will wieder Freude empfinden. Man kann diese Empfindung mit sich nehmen. Freude steckt an. Sie ist wenn man es zulässt wie ein Stein der eine Lawine lostritt. Nur durch Freude erfreue ich mich an dem was ich erreicht habe. Viele Menschen haben eigentlich Grund zur Freude weil sie erreicht haben was sie sich als „Glück“ vorgestellt haben, aber weil sie sich verwehren Freude darüber zu zeigen, meinen sie nicht „Glücklich Sein“ zu können. Sie verwehren es sich im falschen Glauben daran das andere eifersüchtig oder neidisch sein könnten auf ihren Erfolg. Aber … sind die anderen Du? Und … wenn Du jemanden siehst der oder die vor Freude strahlt, die Augen vor Freude leuchten, ein offenes ehrliches Lächeln auf den Lippen, eine alles umarmende Liebe ausstrahlend… wirst Du dann nicht auch davon beeinflusst? Huscht da nicht auch ein Lächeln auf Deine Lippen? Setzt Du dann nicht auch den Tag leichter fort? Nun, mir geht es jedenfalls so. Deshalb achte ich darauf bei allem was ich mache Freude zu empfinden.
Fragesteller: Gelingt es Dir bei allem Freude zu empfinden?
Jürgen R.: haha nein… noch nicht bei allem. Aber bei immer mehr. Ich habe für mich erkannt das alles was mir keine Freude bereitet mir etwas über mich erzählt. Ich habe dann die Wahl es zu akzeptieren dass ich hier nicht die ideale Sonnenstrahlung habe um zu wachsen und dennoch mit Freude das Beste daraus zu machen, oder ich kann sehen ob ich mich weiter bewegen kann, über mich hinauswachsen kann so dass ich der Sonne näher komme, oder ich kann verdorren, Trübsal blasen und emotional Sterben.
Fragesteller: Wie gelingt es Dir Freude zu empfinden? Was kann ich dafür tun?
Jürgen R.: Indem ich Achtsam bin. Achtsamkeit in allem was ich mache. Aufmerksam beobachte was die Tätigkeit die ich gerade ausführe in mir auslöst, ohne es mit inneren Dialogen zu Beurteilen und mich dann in Gedankenspielen zu verlieren. So verändere ich mich. Als Mensch suche ich dann ganz automatisch und natürlich Tätigkeiten und Aufgaben die mir mehr Freude bereiten.
Fragesteller: Vielen Dank für das Gespräch.
Jürgen Rinelli
(Janprem Singh)