Interview über das Auswandern

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Herr Rinelli, warum träumen so viele Menschen vom Auswandern?

Weil es ein loslösen von bekannten Mustern ist. Weil man frei wird von den Prägungen des gewohnten Landes und der Gemeinschaft in der man gelebt und aufgewachsen ist.

 

Was bringt es mir?

Ich fühle intensive Freiheit. Alle meine Sinne sind hell wach. Ich sehe, rieche, höre und fühle intensiv. Frei vom Nebel der Gewohnheit, der Verdrängung, der Prägungen. Alle Farben sind plötzlich wie in HD. Stellen Sie sich einen alten Röhrenfernseher von vor 15 Jahren vor. Gutes Bild solange man es gewohnt ist. Dann sehen sie plötzlich in HD auf einem modernen Fernseher einen Film. Alle Farben, Formen, Bewegungen sind plötzlich klar und greifbar.

 

Wie lange hält das an?

So lange wie man sich diese Freiheit bewahrt.

 

Anders gefragt. Wann hört es auf sich so Frei zu fühlen. Warum kommen so viele wieder zurück?

Bis ich anfange mich wieder zu prägen. Mir Gedanken über das Morgen zu machen und so Ängste und Sorgen in mein Herz und meine Seele lasse und die Sinne mir wieder verneble. Oder erkenne, dass es Zeit ist das gelernte woanders umzusetzen. Ein neuer Weg gegangen werden muss, weil ich mich selbst gefunden habe. Das war der Grund für mich Ende 2010 wieder zurück nach Deutschland zu kommen. Ich hatte mich gefunden und erkannt was mein Herz und meine Seele will.

 

Was hat Sie dazu bewogen im Jahr 2000 auszuwandern Herr Rinelli?

Für mich war es damals unter anderem eine gesundheitliche Entscheidung. Ich war Workaholic und hatte durch den vielen Stress einen Hirnschlag mit partieller linksseitigen Lähmung. Doch wenn ich ehrlich bin, war es schon lange mein Traum ins Ausland zu gehen. Ich hatte immer das Gefühl hier in meiner Heimat fehl am Platz zu sein. Fühlte mich Unverstanden. Kam mit der Gesellschaft hier nicht klar. Ich wusste das da viel mehr in mir ist aufgrund meiner Erfahrungen mit der Meditation in jungen Jahren und den ersten außerkörperlichen Erfahrungen, doch konnte ich es hier in der mir bekannten Umgebung, der mir bekannten Gemeinschaft an deren Regeln ich mich zu sehr gebunden fühlte, nicht finden. Als sich mir dann die Chance bot, habe ich diese ergriffen.

 

Es war sicher sehr schwer alles hinter sich zu lassen

Nein, eigentlich überhaupt nicht. Ich hatte den Entschluss gefasst und konnte die Flamme die schon seit vielen Jahren in mir brannte nun in ein großes Feuer los lassen. Ich Brannte. Es war mir alles egal, es gab nur dieses Ziel. So konnte ich auch die griechische Sprache in drei Monaten erlernen. Wenn man für etwas brennt mit ganzem Herzen, ist es wie mit der Liebe. Wenn Sie verliebt sind, dann gibt es doch auch keine Hindernisse. Glaube, Religion, Ratschläge anderer, Grenzen und Entfernungen, Hautfarbe, Ideologie und Kultur spielen dann keine Rolle. Alles was zählt ist dieses Feuer, diese Leidenschaft. Dann lässt sich alles erreichen und alles durchleben. Man fällt und steht ohne sich über das Hinfallen Gedanken zu machen, gleich wieder auf. Man ist im Hier und Jetzt.

 

In den zehn Jahren in Griechenland, lief da alles gut für Sie?

Es ist in meinen Augen ein Mythos, eine Augenwischerei, wenn behauptet wird, dass ein Deutscher im Ausland immer Karriere mache, sich eine Firma aufbaut und reich wird. Das kann passieren, doch glaube ich dass es nur einem Bruchteil der Menschen die es wagen gelingt. Ich für meinen Teil bin durch viele Hochs und Tiefs wie Finanzkrisen, Armut, Mittelstand, Trennungen, Depressionen, Burnout und Nahtoderfahrungen gegangen. Was mich aber immer fasziniert hat ist, dass ich mich dennoch frei gefühlt habe. Ich habe unter anderem gelernt mich Reich zu fühlen auch wenn ich nur ein Brot mit Butter und Frühlingszwiebeln zum Essen habe. Habe mich wie gefühlt als hätte ich ein Königsdinner vor mir. Ich habe in diesen Jahren gelernt, dass das wichtigste der Glaube an mich selbst ist. Das ich alles erreichen kann wenn ich an mich selbst Glaube. Dazu musste ich mich erst finden, mich selbst lieben lernen mit all meinen guten und schlechten Eigenschaften. Musste durch die im Allgemeinen ungemütlichen Tiefs des Lebens gehen. Ich bin ein Dickschädel und konnte mir die Wahrheit anderer, oder das was in Büchern steht, nicht einfach zu Eigen machen. Auch als ich die Chance hatte mich einem spirituellen Meister anzuschließen, wählte ich den langen Weg der eigenen Erfahrung. Ich habe selbst gelernt die Stimme meines Herzens zu hören und habe erkannt was meine Seele sich wünscht. Jetzt kann ich auch mal eine Abkürzung oder den ausgebauten Weg nehmen weil ich die Hürden abseits des Weges schon gegangen bin und hinter die Mauern und Wälle gesehen habe.

 

Treffen Ihre Erkenntnisse auf alle Menschen zu?

Ich kann nicht sagen ob es auf alle Menschen zutrifft. Wie Sie schon in Ihrer Frage formuliert haben, betrifft es meine Erkenntnisse aus meinen eigenen Erfahrungen. Alles was ich schreibe über Ängste, Nahtoderfahrungen, Schmerz, Sorgen und Liebe, sind Erkenntnisse aus selbst durchlebtem. Es ist meine eigene Wahrheit durch eigenes Erfahren, Zweifeln, Suchen und Hinterfragen. Diese kann nur auf mich zutreffen. Ich fordere auf und unterstütze jeden darin, sich seine Wahrheit selbst zu suchen. Gerne begleite ich darin, aber den Weg muss am Ende jeder selbst gehen.

 

Vielen Dank für das Gespräch

 

   

Jürgen Rinelli
(Janprem Singh)

 

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