Zuhören, Hinhören und stille Anteilnahme

 

Was hat das nun wieder zu bedeuten, zweiseitige Kommunikation? Wir unterhalten uns doch und dabei sind immer mehrere Personen beteiligt? – Leider ein Irrtum.

 

Wir mögen zwar körperlich anwesend sein, sind jedoch mit unseren Gedanken meist in weiter Ferne bei unseren eigenen Sorgen, Träumen und Plänen. Organisieren unseren Tag in Gedanken weiter, obwohl jemand mit uns spricht. Antworten kommen automatisch, denn wir haben ja gelernt, dass es unhöflich ist keine Bestätigung der Anwesenheit zu geben. Also Nicken wir, sagen „oh“, „ja“, „echt“, „wie geil“, „cool“, … Wir sind dabei recht geübt, denn dem „Sprecher“ fällt es meist nicht auf, das wir nicht aktiv beim Thema sind.

Kein Wunder das wir dann nicht wiederholen können was uns mitgeteilt wurde, oder gar auch für uns wichtiges, überhört haben.

Richtiges Zuhören wird heute mit dem Begriff, Hinhören, bezeichnet.

Ich bin nicht einfach einer, der daneben sitzt und das Gesagte wie Umweltgeräusche über sich ergehen lässt. Wenn ich Hinhöre, dann bin ich voll und ganz bei der Person. Person, nicht nur dem was gesprochen wird!

 

Hier ist der große Unterschied: Bei dem Gesagten bleiben – bei der Person bleiben.

 

Die aktive Kommunikation findet nicht nur auf der Ebene des Gehörs statt. Sie wird durch Ausdruck, Gesten und Stimmungsschwankungen, begleitet. Körpersprache ist hier ein weiterer Begriff.

Wenn wir nicht auch auf die Körpersprache achten, wird uns vieles aus dem Gesagten verloren gehen. Das Gesagte sein Gewicht und seinen Inhalt verlieren. Es kann vollkommen falsch verstanden werden. Eine Aussage ganz anders aufgenommen werden als es gemeint ist.

Missverständnisse sind dabei an der Tagesordnung. Wir hinterfragen das dann auch nicht, denn dann müssten wir zugeben, nicht bei der Sache, der Person die spricht, geblieben zu sein.

 

Wie geht nun aktives Hinhören und was hat das mit der stillen Anteilnahme zu tun?

Ablenkung vermeiden:

Wir legen alles was uns ablenken kann auf die Seite, suchen und finden den Ausschalter des Fernsehers und schalten das Smartphone aus oder auf Flugmodus.

Kommunikation:

Wir sitzen dem Gesprächspartner gegenüber um ihn ansehen zu können. Dadurch schaffen wir aktive Aufmerksamkeit und der Gesprächspartner erkennt die Bereitwilligkeit zum Hinhören.

Wir schalten alle persönlichen Gedanken in uns, die nichts mit diesem Augenblick zu tun haben, aus oder schieben sie auf die Seite für später. Dadurch können wir das Gesagte aufnehmen.

Dann hören wir einfach nur hin und versetzen uns in die Lage des Sprechers. Erkennen so die Schwankungen im Tonfall, der Stimmung und können die Körpersprache bewusst mit dem Gesprochenen kombinieren. Werden wir aufgefordert unsere Meinung zu sagen, dann wiederholen wir zuerst noch einmal die von uns verstandene Kernaussage. „Du sagst, du hast ….“.

Damit können wir eventuell falsch verstandene Aussagen, korrigieren und erlangen die Möglichkeit korrekt zu Antworten. Wir haben das Gesprochene verstanden und haben dem Sprecher damit unsere Aufmerksamkeit gezeigt. Es ist immer ein tolles Gefühl wirklich verstanden zu werden.

Wir können uns auch darauf verlassen, das Termine korrekt vereinbart sind, wir verinnerlicht haben was zum Ausdruck gebracht werden sollte, wir den Witz verstanden haben, wir die Geschichte des Menschen verstanden haben, ein korrektes Bild vom Sprecher bekommen haben, etc. etc. . Eine unsichere Nachfrage, später, mit Messenger, SMS oder Telefon ist nicht mehr nötig. Missverständnisse mit all den daraus resultierenden Empfindungen wie Unsicherheit, Enttäuschung, Angst, Ärger und Wut, bleiben aus.

 

Zur stillen Anteilnahmekommt es, wenn uns jemand über seinen Kummer, sein Leid und seinen Schmerz berichtet. Dies sind Empfindungen die jeder in sich selbst verarbeiten muss. Nur er/sie, kann das verarbeiten, denn nur er/sie, durchlebt das gerade.

Auch wenn wir selbst ähnliche Situationen durchlebt haben, ist es nicht angebracht gleich darüber zu erzählen. Wir beobachten und hinterfragen ob wir unsere, wenn vorhanden, eigenen Erfahrungen zu dieser uns mitgeteilten Situation, mitteilen dürfen. Beobachten aber, ob es nur ein höfliches und zögerliches „Ja“ ist und sagen gegebenenfalls einfach nichts. Oder ein „ich habe ähnliches Empfunden und kann es zum Teil nachempfinden, aber darüber können wir ein anderes Mal sprechen“.

Menschen mit Kummer wollen einfach nur Verstanden werden. Es sich von der Seele reden, weinen und schimpfen. Ein sofortiges Mitteilen der eigenen Erfahrungen und Empfindungen ist hier zu viel. Ein Mensch in Kummer hat bereits genug mit sich selbst zu tun. Überladen wir ihn also nicht. Eine echte Umarmung ist die beste Anteilnahme. Stille Kommunikation durch das Teilen der Empfindungen in einer Umarmung. Es öffnet Herzen und lindert Kummer. Es verbindet.

 

„Der gütige Wunsch eines einzigen Freundes, der dir durch zehn Minuten mit aufrichtigem Interesse zuhört, ist eine wirkliche lebendige, hilfreiche Macht“

(Prentice Mulford)

 

Janprem Singh

YinYang